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Kleiner Rückblick: Das Privileg, US-Verbündeter zu sein

Dem zweiten Weltkrieg hat Amerika in Europa jahrelang zugesehen. Anfangs als neutraler Beobachter, spätestens seit dem Überfall auf die Sowjetunion als Unterstützer der "Alliierten". Die ersten Kampfhandlungen zwischen US-Truppen und Wehrmacht begannen am Ende des vierten Kriegsjahres im November 1942 in Nordafrika fast ein Jahr nach der Kriegserklärung Hitlers an die USA (Dez. 41). Warum selber kämpfen, wenn man die Russen benutzen kann. Besonders fein für die Amerikaner: Aufgrund der hirnrissigen Rassenideologie der Nationalsozis hatten die Russen keine andere Wahl, als zu kämpfen. Die Franzosen dagegen konnten sich auch arrangieren, und die Engländer waren froh, auf einer Insel zu sitzen, ihre geschlagene Berufsarmee wegen Rangstreitigkeiten auf dem Pavianhügel um den Führer vor der Vernichtung retten (Wundergläubige sprechen vom "Wunder" von Dünkirchen) und Vorkehrungen gegen eine befürchtete deutsche Invasion zu treffen zu können.

Die Amerikaner haben in Europa mit eigenen Bodentruppen erstmals Mitte 43 in Italien eingegriffen, als klar war, daß Rußland nicht nur standhält, sondern die Wehrmacht bereits zurückdrängte. Noch schöner: Die Westfront wurde kein Jahr vor Kriegsende erst im Juni 44 eröffnet. Im Gegensatz zum "idealen Verbündeten" Rußland haben die Amerikaner jede große Schlacht verpaßt, auch wenn das gerne anders dargestellt wird. Um zu verstehen, wer gekämpft hat oder wer nicht da war und vor allem zivile Ziele gebombt hat (die Russen hätten allen Grund gehabt, haben aber nur "normal" Krieg geführt), vergleicht man am besten einfach die Zahl der gefallenen Soldaten: USA (ohne Pazifik) ca. 0,26 Mio., Rußland ca. 11,4 Mio., Deutschland ca. 5,2 Mio. Von den Mächten, die um die Vormachtstellung in Europa gekämpft haben, sind die USA mit einer Kommastelle an den Kampfhandlungen beteiligt.

Der Beitrag der USA an den Kampfhandlungen zur Befreiung Europas

Dez. 41Kriegserklärung Hitlers an die USA.
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Aug. 42Erste US-Luftangriffe auf das Deutsche Reich, Beginn der Vernichtung deutscher Städte durch Flächenbombardements.
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Juli 43Landung in Sizilien, eineinhalb Jahre nach Hitlers Kriegserklärung erste Kampfhandlungen von US-Bodentruppen in Europa.
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Juni 44
Trotz klarer Luftüberlegenheit vergeht fast ein Jahr, bis US-Truppen den halben Stiefel hochgekrochen sind, kampflose Besetzung Roms.
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Juni 44Nachdem die Wehrmacht nur noch auf dem Boden nennenswerten Widerstand leisten kann: Landung in der Normandie, um den Verteilungstermin Europas nicht zu verpassen.
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April 45Trotz inzwischen totaler Luftüberlegenheit haben die USA seit der Besetzung Roms ein weiteres Jahr bis unmittelbar vor Kriegsende gebraucht, den Rest des Stiefels hochzukriechen. Kapitulation der Wehrmacht in Italien: 29.04.45.
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Mai 45Bedingungslose Kapitulation 08.05.45.

Die Landung in der Normandie kann man nur ohne Russen als "Befreiung Europas vom Faschismus" feiern, denn die USA lassen sich nicht gerne daran erinnern, an den Kämpfen zur Befreiung Europas kaum beteiligt gewesen zu sein.

Der widerliche Beitrag der Westmächte zur "Befreiung vom Faschismus" an den Rändern Europas

Für einige Länder Europas ist die "Befreiung Europas vom Faschismus" aus dem Munde der Westmächte widerlich. Nicht in Polen, sondern im spanischen Bürgerkrieg hat die Wehrmacht das erste Mal ihre militärischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt, ohne daß Frankreich oder England sich zu einer Kriegserklärung genötigt sahen. Das mit Hitler verbündete faschistische Franco-Regime hat den Führer lange überlebt (bis zum November 1975), ohne jemals angetastet zu werden. Auch der mit Spanien verbündete Diktator Portugals blieb noch lange im Amt. Allerdings hatte der überzeugte Katholik die "Religion" der Nazis verabscheut und die Kriege des NS-Regimes nicht wie Franco mit Soldaten unterstützt. Griechenland wurde dagegen besonders intensiv "befreit": Wie in (fast) allen besetzten deutschen Ostgebieten existierte auch in Griechenland eine weiße "Partisanenarmee", die von den NS-Sicherheitsorganen zur effektiveren Liquidierung echten Widerstandes ausgerüstet und unterstützt wurde. Diese Kollaborateure waren in der Regel äußerst willige Helfer, die ihren Herren in nichts nachstanden. Briten und Amerikaner haben diese Tradition der NS-Sicherheitsorgane in Griechenland fortgeführt. Statt der vorgesehenen Entwaffnung aller Partisanengruppen begann 1945 der "weiße Terror" und ein dreijähriger Bürgerkrieg mit einer Brutalität, als wären die Nazis noch da. Meine Diktatoren oder Faschisten sind immer noch besser als Demokraten oder Kommunisten. Das sahen Briten und Amerikaner an den Rändern Europas nicht anders als Hitler.

Die Sowjetunion hat sich in die "Befreiung Griechenlands" nicht eingemischt, denn Roosevelt und Stalin hatten Europa längst am Verhandlungstisch aufgeteilt. Dafür sind Armeen sogar rückwärts marschiert. Noch waren die Alliierten "Freunde", und noch war man sich einig, wer wo herrscht. Die "Bekämpfung des Kommunismus" war in Griechenland die Bekämpfung der blockfreien, auch wenn das gerne anders dargestellt wird. Einziger Unterstützer Griechenlands war sein blockfreier Nachbar Jugoslawien, der ebenso wie der blockfreie Nachbar Albanien wirklich unabhängig und alles andere als ein "Freund der Sowjetunion" war. Nur welcher Brite oder Amerikaner läßt sich eine gerade günstige Gelegenheit von der Schlachtplatte nehmen, dem eigenen Machtbereich ein weiteres Satelittenregime hinzuzufügen, zumal wenn man dafür nicht einmal selbst kämpfen muß, und die Haltung Stalins klar ist? Die "Befreiung Griechenlands" durch ehemalige Nazi-Kollaborateure war besonders widerlich. Politisch hatten die meisten Regime im Machtbereich der westlichen Siegermächte die gleiche "Unabhängigkeit" wie im Machtbereich der Sowjetunion.

Zur Befreiung Frankreichs/Europas wurde das mit Hitler verbündete faschistische Spanien nie angegriffen, obwohl die Briten bis heute ihren Brückenkopf in Gibraltar halten. Der "ideale" Aliierte an der Ostfront sollte auf die Eröffnung der Westfront durch die "Befreier Europas vom Faschismus" bis kurz vor Kriegsende warten müssen. Die Landung in der Normandie ist die Landung zum Aufteilungstermin. Damit absurder Weise so getan werden kann, als wäre dort auch der Krieg entschieden worden, werden die Gedenkveranstaltungen russenfrei abgehalten.

Auch nach dem 2. Weltkrieg haben jeden Krieg vor allem die bezahlt, die mit den Amerikanern verbündet waren oder gerade von ihnen "beschützt" bzw. "befreit" wurden. Teilweise mit Millionen von Toten (Korea, Vietnam, Irak). Gleichzeitig haben die Amerikaner nach dem 2. Weltkrieg jeden Krieg verloren, denn Kriege werden am Boden gewonnen. Zwar können die USA jedes Land zerstören, aber den Krieg gegen die Bevölkerung gewinnen sie nie. Nicht mal in einem so unterentwickelten Land wie Afghanistan. Wer solche Freunde hat braucht keine Feinde.

Die Erfinder der Wahrheit

Um der Geschichte und Kriegsspielen den richtigen Spin zu geben, existieren in Deutschland ca. 60 von der US Botschaft in Berlin koordinierte Denkfabriken, Seilschaften und Politikberatungsinstitute, die Wahrheit erfinden und öffentliche Meinungsbildung privatisieren. Statt von Denkfabriken spricht man besser von Lobbyvereinen und privaten (Um)Erziehungsanstalten. Eine der einflußreichsten dieser Organisationen ist die Atlantikbrücke, in der ca. 500 führende Banker, Wirtschaftsbosse, Funktionäre und Journalisten unter dem "Vorsitz" von Friedrich Merz parteiübergreifend gemeinsame Sache machen. In der BRD können die USA auf Wahlmanipulation verzichten, denn in der BRD ist der Wahlzirkus für die Formulierung von Politik irrelevant. Die Erfinder der Wahrheit haben von den vier Gewalten Legislative, Exekutive, Judikative und Presse aus zweien, der Legislative und der Presse einen Witz gemacht. Wenn der Hammel hört, spring, dann springt er.

Ein ganz simples Beispiel, Fakten alternativ darzustellen, ist ein Satz wie: "Die US-Luftwaffe (damals hieß sie USAAF) flog ab August 1942 Luftangriffe gegen Städte im Deutschen Reich; sie war seit der alliierten Landung in der Normandie maßgeblich am Vorrücken an der Westfront beteiligt." (Wikipedia, Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg, abgerufen 27.07.2017). Durch diese Art der Formulierung wird die Lüge impliziert, die Landung in der Normandie sei bereits im August 42 und nicht erst knapp zwei Jahre später erfolgt.

Die Gruppe aller Loser wird wieder Gewinner

Europa ist abgesehen von Rußland die Gruppe aller Loser, denen die aus dem zweiten Weltkrieg hervorgegangenen Supermächte lange Zeit die Welt erklärt haben. Einzige Ausnahme: Die Schweiz, denn wer sich aus Kriegen heraushalten kann, gehört garantiert zu den Gewinnern. Längst hat sich aber auch Europa wieder zu einem Gewinner entwickelt. Die wichtigste Errungenschaft dazu ist die Europäische Gemeinschaft. Damit gibt es auch wieder drei Mächte, die in Europa untereinander konkurrieren: Die EU, Rußland und die USA. Deren Spielchen haben leider vor allem in der EU sehr wenig mit Rationalität zu tun. Schlimmstes Beispiel: Nachdem ein konservativer britischer Politikversager Großbritannien noch ein wenig besser privatisiert und herunter gewirtschaftet hat als seine Vorgänger, ist dieser konservative Befürworter Europas auf die schizophrene Idee gekommen, den Wähler vor die Wahl zu stellen, entweder Europa oder konservativen Europagegnern die Schuld an sozialem Abstieg zu geben. Wer meint, man könne diesen Versager nicht toppen, kennt die May noch nicht.

Die Österreicher hatten es im Gegensatz zu Deutschland geschafft, nicht nur eine Demokratie zu werden, sondern sich auch aus den Kriegsspielchen der Supermächte so weit herauszuhalten, daß sie nicht zerteilt wurden und das Land bereits 1955 frei von Besatzungstruppen war. Die BRD ist immer noch Flugzeugträger und Kommandozentrum der Amerikaner, von dem aus in Afrika und dem Nahen Osten Krieg geführt wird.

Das absurde Spiel der EU um die Ukraine

Das Spiel um einen EU/Nato-Beitritt der Ukraine wird immer absurder. Während im armen Osten laufend neue Billiglohnländer aufgenommen wurden, verabschieden sich im (noch) reichen Westen mit den Briten die ersten, die nach der Aufnahme von alleine ca. 800.000 Polen keinen Bock mehr auf Europa und weitere osteuropäische Armutsflüchtlinge haben. Zwar gehörten die Briten vor über 25 Jahren zu den heftigsten Akteuren, das wiedervereinigte Deutschland in ein vereinigtes Europa einzubinden, aber ein demokratischer Politikversager muß nicht unbedingt seinen Verstand benutzen, wenn er an die nächste Wahl denkt.

Die Rolle der Wertesalbaderer im Spiel um die Ukraine

Damit den Osteuropäern nicht auffällt, daß der "gemeinsame Markt" ein sehr ungleicher Wettbewerb ist, den sie nur verlieren können, treten Wertesabaderer auf, die jedem, der es hören will, das Blaue vom Himmel versprechen. Aber nicht nur die Briten haben schon ihren Austritt beschlossen. Auch alle anderen EU-Mitglieder werden immer stärker zu Einzelkämpfern. Selbst unter den wirtschaftlich größten verbliebenen drei EU-Mitgliedern Deutschland, Frankreich und Italien schwinden die Gemeinsamkeiten. Jedes einzelne der Probleme ungleicher Wettbewerb, Flüchtlingskatastrophe und Schulden- bzw. Demokratiekrise kann Kerneuropa sprengen, denn es gibt de facto nur nationale Lösungsansätze. Besonders pervers: Da es schon innerhalb dieser drei größten EU-Mitglieder keine gemeinsame Flüchtlingspolitik gibt, packt die Lügenpresse die Polen aus. Nur hat Polen bereits über eine Million Ukrainer aufgenommen, und es erscheint fraglich, ob übertrieben gesagt ein Flüchtling, der von Italien nach Polen geschickt wird, nicht innerhalb einer Woche in die BRD flüchtet und zusätzlich noch drei Polen mitbringt. Die Wertesalbaderer leben jedoch in einem anderen Universum und finden die Verbreitung ihrer Werte mittlerweile so geil, daß sie nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in der Ukraine erfolgt. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Der Wertefundamentalismus und Hirnlosigkeit

Der säkulare Fundamentalismus westlicher Wertelaberer ist nicht weniger destruktiv als der religiöse Fundamentalismus. Das gemeinsame Problem: Vor lauter Wertegeschwafel bekommt man es nicht hin, die eigenen Interessen zu identifizieren. Westlichen Wertefundamentalisten kann man schon mal zu ihrer Hirnlosigkeit gratulieren: Die Ukraine hat weiten Teilen Europas nicht nur bereits einmal den Gashahn zugedreht, sondern der gewerbsmäßige US-Schutzgelderpresser hat sein Standardmuster Brutkastenstory erfinden, Region aufmischen, Schutz "anbieten", Truppen stationieren und Geld einsammeln in ganz Osteuropa bereits einmal komplett durchlaufen. Mal sehen, ob Europa und Rußland sich einigen können, bevor der US-Schutzgelderpresser daraus eine Endlosschleife macht. Daß das neue Regime in der Ukraine demokratischer, weniger korrupt und erfolgreicher sei als das alte, ist die Brutkastenstory.

Der Gaskrieg der Ukraine

Im Gaskrieg hat neben den USA auch die Ukraine eine ausgezeichnete Erpresserposition, die sie weidlich ausnutzt. Zum Beispiel indem die Transitkosten für russisches Gas in die EU erhöht werden. Das ist sozusagen eine Senkung des Gaspreises für die Ukraine und ein Feiertag für ukrainische Apparatschiks. Oder die Ukraine dreht der EU den Gashahn ganz zu, indem sie russisches Gas nicht bezahlt. Ohne Bezahlung liefern selbst die Russen nichts. Das Beste: Die Ukraine muß ihren "Vorzugspreis" nicht mal selbst verhandeln, sondern kann über den Gashahn die EU zwingen, einen Preis herauszuholen, den man für akzeptabel hält. Die EU hat wiederum die Möglichkeit, in einer Art Mischkalkulation der Ukraine zu Nachlässen zu verhelfen, indem sie diese auf den eigenen Preis aufschlägt. Diese Art der "Hilfszahlungen" europäischer Verbraucher an die Ukraine funktioniert nur solange, wie nicht neue Pipelines Gaslieferungen durch die Ukraine eliminieren. Wenn ausgerechnet die Spieler am Gashahn in der Ukraine aus "Gründen der Energiesicherheit" vor neuen Pipelines nach Rußland warnen, dann wohl vor allen Dingen, weil sie dadurch ihre Erpresserposition und Transitgebühren von mindestens zwei Milliarden Dollar pro Jahr verlieren. Die Ukrainer können sich ihre dicke Lippe nur leisten, weil Europa Southstream gekillt hat. Mit Southstream könnte man die Ukrainer allein verhandeln lassen und sehen, ob ausgerechnet die, die Europa von russischem Gas abschneiden wollen, selbst überhaupt auf russisches Gas verzichten können.

Die Torpedierung der Southstream-Pipeline zeigt, wie wenig die Spielchen um den eingefrorenen Ukrainekrieg und russischem Gas im uneinigen Europa mit Verstand zu tun haben. Damit ist nicht mehr nur Polen verärgert, weil Northstream an Polen vorbei läuft, sondern auch Südosteuropa. Andererseits wird mit der Entscheidung, den Endpunkt der Northstream-Pipeline in eines der größten Verbraucherländer zu legen (Polen wird natürlich auch beliefert), gewährleistet, daß nie mehr eine Situation wie mit der Ukraine entsteht, durch die 80 % des russischen Gases für Europa gingen. Wer weiß schon, ob die Ukraine in 20 Jahren in die EU eingetreten, oder in 5 Jahren neben den Briten auch Polen längst wieder ausgetreten ist? Es gibt zwar eine gemeinsame EU-Energiepolitik, aber die ist ein Witz, sobald es um die nationale Energiesicherheit geht, da die Integration Europas auf dem Niveau eines losen Staatenbundes stehengeblieben ist. Schlimm wird es, wenn wie im Falle Südosteuropas auf Kosten der Energiesicherheit eine unverhohlene Zwei-Klassen-Politik betrieben wird, um den Ukrainern ihren "Business" zu sichern. Dadurch haben die Amerikaner einen wunderbaren Hebel, die Differenzen innerhalb Europas auszubauen und in Kombination mit neuen Sanktionen zu nutzen, weitere Pipelines grundsätzlich zu verhindern. Im Gegensatz zu Südosteuropa läßt sich die Türkei nicht zum Narren halten. Eine abgespeckte Version der Southstream-Pipeline endet jetzt in der Türkei. Wie die Osteuropäer können auch die Türken im Verhältnis zur EU auf so vieles sauer sein, daß Erdogan das tiefsitzende Gefühl beidseitiger Mißachtung und vieler kleiner Demütigungen dazu nutzen konnte, zum autoritären Führer aufzusteigen. Ein klassisches Eigentor, das weder für die EU, noch für die Türkei gut ist. Man muß jedoch keine Angst haben, daß das uneinige Europa lernt. Polen und Ungarn sind auf demselben Weg.

Kriegsspielchen oder Partnerschaft

Auf den ersten Blick ist es natürlich ungünstig, von einem Gaslieferanten übermäßig abhängig zu sein. Auf den zweiten Blick besteht die Abhängigkeit zu Rußland jedoch in beide Richtungen, denn umso mehr russisches Gas in der EU importiert wird, desto weniger können sich die Russen leisten, den Gashahn zuzudrehen. Rußland hat wirtschaftlich nur etwa die Potenz Italiens. Eine gegenseitige Abhängigkeit nennt man Partnerschaft. Eine Partnerschaft zwischen Staaten ist stabilisierend und friedenssichernd. Es gibt auch eine Partnerschaft mit den Amerikanern, nur ist die sehr einseitig. Ein höherer Gaspreis ist dabei im reichen Teil Europas noch das kleinste Problem, schließlich hat man den Geldesel, den man unbeschränkt bezahlen lassen kann. Zwei viel gewichtigere Nachteile: Die EU wäre von US-Gaslieferungen weit abhängiger als umgekehrt, d.h. von einer Erhöhung der Energiesicherheit kann überhaupt keine Rede sein. Noch schlimmer: Die Amerikaner könnten die einseitige Abhängigkeit Europas zusätzlich verschärfen, indem sie den Ukrainekonflikt durch Großmanöver an der Ostgrenze, Waffenlieferungen an die Ukraine etc. weiter anheizen. Dann bestimmen nicht Europa und Rußland die Aufteilung ihres Einflusses in der Ukraine, sondern die Amerikaner, für die der Ukrainekonflikt dann richtig Sinn macht. Für Europa ist diese einseitige Partnerschaft eine Einbahnstraße in eine Lose/Lose-Situation, während die USA "Fuck the EU" doppelt gewinnen (Gas+Schutzgeld und Waffen).

Auch wenn der US-Schutzgelderpresser die Kriegsspiele in der Ukraine im Moment dazu nutzt, russische Gaslieferungen nach Europa durch Sanktionen zu torpedieren, um das Geschäft zu übernehmen: Energiesicherheit und Amerika ist ein noch größerer Widerspruch als Energiesicherheit und Ukraine. Im Anschluß an das Ölembargo der OPEC haben die Amerikaner als zweitgrößter Ölproduzent der Erde (nach Saudi Arabien) gleich ihr eigenes Ölembargo gegen die Verbündeten nachgeschoben. Welchen Sinn macht es, Energie aus einem Land zu importieren, das jederzeit den Hahn zudrehen kann und das auch macht? Abgesehen von den Kosten, wo ist der Unterschied zwischen einer Gaspipeline durch die Ukraine und den Energielieferungen der Amerikaner hinsichtlich Energiesicherheit? Kann es sein, daß man deshalb Pipelines durch die Nordsee baut? Kann es sein, daß das Geschäft mit den Russen schon alleine deshalb sinnvoller ist, weil die von den Exporten mindestens genauso abhängig sind wie die Importeure und daher nicht einfach den Gashahn zudrehen können? Selbst die Gegensanktionen Rußlands haben lange auf sich warten lassen und umfassen nur Dinge, mit denen sich die Russen sich nicht ins eigene Knie schießen. Sanktionen dieser Art kann man sich nur in Amerika oder Europa leisten.

Solange sich Europa und Rußland nicht einigen können, wie sie ihren Einfluß in der Ukraine aufteilen, sind die USA der lachende Dritte, der sich auf Kosten einer ganzen Region amüsiert, Manöver abhält und Schutzgeld eintreibt. Für Europa gibt es auch andere Möglichkeiten, als sich in einer einseitigen Partnerschaft von den USA vorführen zu lassen. Sich aus rein politischen Gründen zur teuersten Lösung pressen zu lassen, nennt man nicht Diversifizierung, zumal es auf dem Weltmarkt viele weitere und nähergelegene Möglichkeiten gibt, statt teures Frackinggas über den Atlantik zu schippern.

Spiel mit drei Mächten und zwei Zuständen

Wenn drei Mächte konkurrieren, gibt es bei zwei Zuständen (Partner, Gegner) 5 Spielvariationen: Jeder gegen jeden, alle miteinander, und drei Kombinationen jeweils zwei gegen einen. Die Erfinder der Wahrheit verhindern, die verschiedenen Möglichkeiten rational durchzuspielen. Dazu werden Wertefundamentalisten in Stellung gebracht, deren Werte es wie bei Islamisten nicht zulassen, daß der Kopf benutzt wird. Dabei sind die Werte (nicht das von oben verordnete Wertegeschwafel), nach denen die Menschen streben, überall gleich. Ersetzt man abstrakte Begriffe wie Freiheit, Demokratie und Menschenrechte durch konkrete Werte wie körperliche Unversehrtheit, ausreichend zu essen, bezahlbarer Wohnraum, Chancengleichheit, freie Bildung, Arbeit, die sich lohnt, eine für jeden bezahlbare Gesundheitsversorgung, soziale Absicherung, ..., zeigt sich, daß dort, wo westliche Wertefundamentalisten wirken, das meiste entweder systematisch weggerissen wird oder per se nicht existiert, damit eine extrem kleine Minderheit unfaßbar reich wird. Im Nahen Osten sind Freiheit, Demokratie und Menschenrechte gleichbedeutend mit Tod, Vernichtung, Hunger, Flucht, Analphabetismus, verlorene Generationen, ... In Europa werden Freiheit, Demokratie und Menschenrechte seit dem Ende des Kommunismus immer mehr die Tarnung für Wachstum auf Kosten von Tafeln oder Hunger, Arbeits- und Obdachlosigkeit, Billigjobs, von denen man nicht leben kann, Verschuldung, Privatisierung oder Zusammenstreichung zentraler Elemente der Daseinsvorsorge (Arbeitslosen- und Krankenversicherung, Rente), Privatisierung von Infrastuktur, Privatisierung des Schreibens von Gesetzen und einer nach dem 2. Weltkrieg nie dagewesenen Armut. Der letzte Hit: Die keiner parlamentarischen Kontrolle unterliegende Enteignung von Eigentum durch Niedrigst- bzw. Negativzins. Nicht die Totalversager Parlamente und schon garnicht der sogenannte "freie" Markt kontrollieren die Wirtschaft, sondern es wird versucht, sie zentralistisch durch über Seilschaften aufgestiegene Apparatschiks, Eigentumsozialisierer und Gelddrucker zu steuern. Willkommen bei der Sowjetisierung des arbeitsgeilen Lohnsklaven.

Nukleare Abschreckung und Erstschlagsspiele

Ein besonders lehrreiches Stück über nuklearer Abschreckung dürfen sich Mr. Artikel 5 und die Mitglieder des Bündnisses kollektiver Dummheit auf der koreanischen Halbinsel ansehen. Nach der gängigen Theorie schützt sich Nordkorea durch Atomwaffen vor einem Überfall der USA. Vorausgesetzt der auf seine Unberechenbarkeit stolze Präsident der USA handelt rational und berechenbar. Leider hat dem noch keiner erklärt, daß Unberechenbarkeit das einzige KO-Kriterium für seinen Job ist. Niemand arbeitet mit einem unberechenbaren Typen zusammen, bei dem unklar ist, ob das, was heute gesagt oder getwittert wird, morgen noch gilt. Mal sehen, wie schnell er das noch lernt.

Innerhalb der sehr fraglichen Theorie der nuklearen Abschreckung gibt noch eine zweite Voraussetzung für ihre Gültigkeit. Bezogen auf Nordkorea lautet die: Um die Amerikaner wirksam abzuschrecken, müssen die Nordkoreaner auch Ziele in den USA vernichten können. Bisher konnten die Nordkoreaner nur ihre Nachbarn (China, Japan, Rußland, Südkorea) atomar bedrohen. Der seit Jahrzehnten latente Konflikt kocht jedoch erst richtig hoch, seitdem auch die Amerikaner in Reichweite kommen könnten. Es sieht so aus, als halten die USA nichts von atomarer Abschreckung. Statt eine Bedrohung, mit der auch alle anderen leben müssen, einfach zu akzeptieren, könnten sie ihre "Verbündeten" unter den Bus werfen. Die Verbündeten sind die, die sterben werden, sollten die Amerikaner erfolgreich einen Präventivkrieg vom Zaun brechen. China und Rußland werden einen lästigen Störenfried los, während die Amerikaner der lachende Dritte sind, der auf Kosten der ganzen Region ausschließlich eigene "Sicherheitsinteressen" befriedigt. Ein besonders lehrreiches Stück für die BRD.

Der "kleine Kim" könnte die Chinesen (größter Handelspartner Nord- und Südkoreas) noch weit mehr stören als die Amerikaner, da Nordkorea nicht nur der wirtschaftlichen Entwicklung der Region im Weg steht, sondern durch seine Atomwaffen alle Nachbarn maximal nervt. Allerdings sind die Mittel begrenzt, und es macht für die Chinesen keinen Sinn, ausschließlich auf Konfrontation zu setzen. Außerhalb der Reichweite nordkoreanischer Waffen können sich das nur die Amerikaner leisten.

Die Gefahr, die von Nordkorea ausgeht, wird in China und Rußland offensichtlich anders eingeschätzt als in den USA. Beide Großmächte können wie die Amerikaner Nordkorea mit Atomwaffen pflastern, sollte "der kleine Kim" glauben, seine Waffen einsetzen zu können. Chinesen und Russen gehen jedoch einen anderen Weg als die USA, die durch das Anheizen des Atomkonfliktes die Bemühungen aller Anrainerstaaten Nordkoreas sabotieren. Gleichzeitig werden die "Verbündeten" der USA praktisch auf die US-Konfrontationslinie gezwungen. Im Worst Case Szenario werden nur Millionen der Verbündeten und vernachlässigbar wenige der eigenen Soldaten verheizt. In Europa funktioniert der "Schutz" durch die Amerikaner ähnlich.

Gleichzeitig zum "Ende der strategischen Geduld" wird China medial schon mal zum "Beschützer" Nordkoreas aufgebaut. Man darf bezweifeln, daß das stalinistische Regime in Nordkorea noch Beschützer, Verbündete oder Freunde hat. Auch wenn der Handel zwischen China und Nordkorea gerne als gegenteiliges Argument angeführt wird, man sollte sich nicht täuschen lassen. Die BRD hat auch mit der DDR Handelsbeziehungen auf- und ausgebaut. Damit ist man nicht verbündet, sondern gemeinsame Interessen und das Bestreben nach Sicherheit bestimmen diesen Schritt. Die BRD hat die DDR am Schluß sogar übernommen. Die Wiedervereinigung ist nicht das Ergebnis von US-Politik. Die Wiedervereinigung Deutschlands ist das Ergebnis deutscher Politik, die immer zumindest zweigleisig gefahren ist, denn kein guter Spieler setzt alles auf eine Karte.

Bedrohung und Schutz aus einer Hand: Klassische Schutzgelderpressung

Ein noch etwas primitiveres Szenario: Die angebliche "Bedrohung" Amerikas ist nur die Brutkastenstory, mit deren Hilfe der bankrotte US-Schutzgelderpresser aus "Verbündeten", die mit einer tatsächlichen Bedrohung leben müssen, mehr Geld herausholen will. Also ganz simpel: Brutkastenstory aufbauen, Region aufmischen, Schutz "anbieten", Truppen stationieren und Geld einsammeln. Solange der "kleine Kim" die Nerven behält, sind die einzigen, die diesen "big fat Nothingburger" bezahlen, Südkorea und Japan. Ins Bild paßt, daß die USA mit Südkorea auch gleich ihre Handelsverträge neu verhandeln wollen. Die Verbündeten sind die einzigen, die man nicht nur militärisch, sondern auch finanziell für ihren "Schutz" bezahlen lassen kann. Da soll noch mal einer behaupten, Schutzgelderpressung wäre illegal. Die globale Erhöhung der Schutzgelder ist einer der wichtigsten Tagesordnungpunkte Trumps. Die "arabische Nato" wird durch gigantische Waffendeals abgemolken, und in Europa gehören die erhöhten Forderungen des Schutzgelderpressers zu den ersten Dingen, die man von Trump vernommen hat. Allerdings hat er durch den französischen Staatspräsidenten auch schon seine erste Abfuhr erhalten.

Inselspielchen

Die Reichweite der Waffen, die die Amerikaner in Südkorea stationieren und testen, geht deutlich über Nordkorea hinaus. Zusätzlich bekommt die Insel Taiwan milliardenschwere US-Waffenlieferungen und im südchinesischen Meer sind die Amerikaner gerade aktiv, um chinesische Gebietsansprüche einzudämmen. Nach wie vor gilt dabei das Recht des Stärkeren. Die Inbesitznahme von Inseln ist auch Amerikanern (Guam) oder Briten (Falkland) nicht unbekannt. Schwäche wird wettgemacht durch die Drohung mit Nuklearwaffen. Für die Briten stand im Krieg um die Schafinsel sogar gegen einen atomaren Habenichts der Einsatz von Nuklearwaffen im Raum. Solche Einsätze behalten sich auch die Amerikaner vor. Da China für die meisten asiatischen Staaten der größte Handelspartner ist, beginnen sich jedoch auch "Verbündete" der USA an China zu orientieren. Selbst ein so traditionell Verbündeter wie die Philippinen rückt von den Amerikanern ab. Die Idee einer in jeder Hinsicht bankrotten Demokratie, verlorenen wirtschaftlichen Einfluß durch militärische Stärke wettzumachen, dürfte ein Rohrkrepierer werden. Das Erfolgsrezept war bisher genau anders herum: Durch die wirtschaftliche Power und Softpower an militärischem Einfluß zu gewinnen. Es gab einmal eine Zeit, in der lief das Spiel so, daß man nicht (erfolglos) versucht hat, seinen Gegnern die eigenen Werte einzubomben, sondern man hat ihnen gezeigt, wie hoch der eigene Lebensstandard ist. Es wurde sozusagen die Banane auf die Mauer gelegt. Die Amerikaner brauchen mit ihrem allgemeinen Lebensstandard allerdings in vielen Ländern nicht mehr hausieren gehen, um Missionsarbeit für ihre Werte zu leisten. Da kommt höchstens Gelächter auf.

Erstschlagsspiele

Die Verteidigungsrhetorik wie man sie noch aus dem Kalten Krieg kennt, tritt bei den Amerikanern immer mehr zugunsten der besonders aggressiven Erstschlagsrhetorik in den Hintergrund, denn wer greift schon die größte Militärmacht der Erde an? Eine Industrie, die an Kriegen Tausende Milliarden US-Dollar Umsatz macht, muß dafür sorgen, daß Nachschub in der Pipeline ist. Dazu motzen die Erfinder der Wahrheit immer mal wieder ein Opfer zur akuten Bedrohung der nationalen Sicherheit auf. Ist natürlich Unsinn, macht aber nichts, denn anschließend bügelt man einfach sein Wertegeschwafel über das Opfer. Daß Kriege nicht beendet, geschweige denn gewonnen werden, gehört zum Spiel, denn so wird verhindert, daß der Umsatz einbricht.

Auch Stellvertreter versuchen sich am Erstschlagsspiel. Nach über zweijährigem Krieg Saudi Arabiens gegen den Jemen, einem der ärmsten Länder der Erde, müßten die Militärberater der USA/Briten langsam wegen Erfolglosigkeit in Ungnade fallen. Für ihre Herkunftsländer machen die Militärberater allerdings einen Bombenjob, wenn außer Waffendeals nur endlose Kriege und Terror das Ergebnis ihrer Arbeit sind. ----Wahnsinn

Der massive atomare Gegenschlag

Die meisten Ländern kommen ohne Atomwaffen aus. Die Androhung eines massiven Gegenschlags können nur die wenigsten ausführen. Der Glaube an atomare Waffen ist bisher nur deshalb nicht in die Hose gegangen, weil bisher jeder, der vor dem Einsatz solcher Waffen stand, diesen Einsatz nicht ausgeführt hat. Das ist reiner Zufall. Man muß die Atommächte also nicht beneiden. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal.

Eine Niederlage um den Preis des eigenen Untergangs verhindern zu wollen, ist keine Überlebensstrategie sondern schwer krank. Gerade in Deutschland weiß man, daß das Weiterleben selbst nach verlorenen Kriegen ganz schön sein kann. Unabhängig davon, ob man von Amerikanern (BRD) oder Russen (DDR) besetzt wird. Den 2. Weltkrieg hat man zwar nicht auf dem Schlachtfeld gewonnen, aber den Frieden hat man ganz sicher gewonnen.

Mittel- und Südamerika, der Nahe Osten, Afrika, nirgends gewinnen die USA den Krieg gegen die Bevölkerung. Statt in Atomwaffen investiert man allemal besser in Waffen, die man auch benutzen kann. Die Theorie, durch Atomwaffen die Welt sicherer zu machen, kann sich jederzeit als noch unsinniger erweisen als der Glaube an eine friedliche Welt. Den Preis, den die Atommächte vielleicht mal bezahlen werden, kennt noch keiner.

Das Spiel des Lebens

Bei 6 Pokerspielern (China, Japan, Nordkorea, Rußland, Südkorea und USA) und 3 Zuständen (befreundet, egal, verfeindet) gibt es reichlich Szenarien, zumal sich die Zustände vor, während und nach dem Spiel sehr schnell ändern können. Insbesondere in dem Moment, in dem ein Krieg ausbricht, gibt es häufig ganz neue Konstellationen. Um dem Ganzen mehr Seriosität zu geben, sprechen manche nicht von Poker- oder Roulette-, sondern von Schachspielern. Nur spielen längst nicht alle Schach. Die Regierung der USA wirkt nicht erst seit ihrem Enthauptungsschlag durch Trump relativ kopflos. Schon Obama wurde von der eigenen Administration vorgeführt: In Libyen von Hillary C., bei den Waffenstillstandsvereinbarungen in Syrien vom Pentagon, bei der Krankenversicherung von Interessenvertretern jedweder Richtung. Mr. Unberechenbar hat die Kopflosigkeit auf eine neue Stufe gehoben, denn im Moment existieren auch gegenüber Partnern wie China, Europa und Rußland gleichzeitig sich widersprechende Zustände. Im Moment sehen die USA noch etwas instabiler und unregierbarer aus als die Sowjetunion vor ihrem Zusammenbruch. Auch wenn die Regeln des Spiels bekannt sind, heißt das nicht, daß man den Ausgang des Spiels vorhersagen kann, zumal die meisten menschlichen Entscheidungen alles andere als rational sind. Das gilt insbesondere für die wichtigen Entscheidungen. Ansonsten wäre das Leben langweilig.

US-Kriegsspiele und die Weiterverbreitung von Atomwaffen

Die Nicht-Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen ist den USA eine Herzensangelegenheit. US-Kriegsverbrecher gehen nicht nur sehr erfindungsreich vor, sondern die USA sind gleichzeitig auch die größten Weiterverbreiter von Atomwaffen. Es gibt eine ganze Reihe von Staaten, denen die USA Atomwaffen bereitstellen, die im Kriegsfall von diesen Staaten eingesetzt werden sollen, damit sich die Amerikaner raushalten können. Statt für die Amerikaner den Selbstmordidioten zu machen, kann man den Amerikanern diese Waffen auch wegzunehmen. Der "atomare Schutzschirm" durch strategische Waffen ist ausschließlich den Amerikanern vorbehalten. Die "aggressiven" Russen arbeiten deutlich zurückhaltender: Während in Ingirlik Atomwaffen für die Türkei bereit liegen, verteilt Rußland keine Atomwaffen unter seinen Verbündeten. Selbst wirksame Waffen zur Luftabwehr, also rein defensive Waffen, stellen die Russen ihren Verbündeten nur sehr eingeschränkt zur Verfügung.

Kleine rassistische Atommacht mit Erstschlagsgarantie

Daß ihnen geholfen wird, daran glauben nur die Europäer. Es gibt ein kleines Land, dessen Bewohner haben im zweiten Weltkrieg neben den Russen ganz besonders intensiv gelernt, daß man sich im Kriegsfall nur auf sich selbst verlassen kann und Hilfe nicht zu erwarten ist. Im Gegensatz zu den Europäern lassen sich die Israelis nicht von den Amerikanern vorführen, sondern drehen den Spieß um. Dabei werden die Amerikaner in einer Art und Weise vorgeführt, daß manche den Eindruck haben, Amerika werde von den Israelis regiert. Besonderes Highlight israelischer Kriegsspiele war 1967 der stundenlange Versuch, das Kriegsschiff USS Liberty zu versenken (34 Besatzungsmitglieder getötet, 171 verletzt). US-Kriegschiffe ohne Gegenschlag anzugreifen oder zu versenken, konnten sich bisher nur die Nationalsozis leisten. Die Erfinder der Wahrheit können solche Vorfälle in jede Richtung ausspinnen (Vietnam).

Daß sich die Amerikaner regelmäßig von den Israelis zum Deppen machen lassen, zuletzt durch die Siedlungspolitik, ist wenig beunruhigend. Beunruhigend ist, daß man in der "einzigen Demokratie" des Nahen Ostens nicht lange suchen muß, um Zionisten mit der ausgeprägten Lebensraum-Phantasie eines Großisraels vom Nil bis zum Euphrat zu finden, deren Äußerungen auf dem Niveau eines Saddam Husseins liegen. Seit mindestens 10 Jahren hat man den Eindruck, daß das Szenario einer Zweistaatenlösung solange verfolgt wird, bis von den Palästinensern nichts mehr da ist. Während zionistische Hardliner permanent neue Fakten schaffen, können moderate/säkulare Verhandler mit besten Vorsätzen endlos verhandeln.

Seitdem sich die Libanesen nicht mehr entlang ihrer Konfessionen gegeneinander ausspielen lassen und in erster Linie Libanesen sind, ist den Israelis der Preis für die Besetzung von Teilen des Libanons zu hoch. Für die Palästinenser sieht das Spiel anders aus. Zwar grenzt das Westjordanland an Jordanien, und der Gaza-Streifen an Ägypten, aber weder die Jordanier noch die Ägypter sind Palästinenser. Da diese drei Player trotz gleicher Konfession eher gegen- als miteinander arbeiten, sind die Palästinenser im Gegensatz zu den Libanesen von der Außenwelt isoliert und chancenlos, die Besatzer zu verjagen. Moderate israelische Endlosverhandler betonen zwar gerne, daß es nur eine Gesamtlösung im Nahen Osten geben kann, haben aber schon längst sowohl mit Ägypten als auch mit Jordanien einen Separatfrieden geschlossen. Damit ist Palästina gestorben. Was die Golfstaaten oder die EU an Infrastuktur finanzieren, legen die Israelis jederzeit flach.

"Moderate" Endlosverhandler nennen die Einstaatenlösung rassistischer Hardliner Zweistaatenlösung. Es gibt natürlich auch das Szenario einer echten Einstaatenlösung ähnlich wie in Südafrika, die alle Bewohner in einen Staat integriert. Mit dieser Lösung könnte man prüfen, ob die "einzige Demokratie" des Nahen Ostens diesen Namen überhaupt verdient. Dann müßte Israel beweisen, daß es kein rassistischer Apartheitsstaat ist, der durch ethnische Säuberungen eine Einstaatenlösung anstrebt. Das Problem: Auch bei den Palästinensern bleiben nur Führer über, die keinerlei Vision für eine Gesamtlösung (wie zB. ein Mandela) haben. Im Gaza-Streifen und im Westjordanland arbeitet jeder Chef nur in seiner kleinen Zelle für seinen kleinen "Staat". Böse Zungen behaupten, die Israelis sorgen dafür, daß es keine anderen Zellenchefs gibt.

Selbst Holocaustinstrumentalisierern, die Israel die eigene nukleare Abschreckung zugestehen, muß das Arsenal langsam absurd erscheinen. Vermutlich Hunderte von Atomwaffen und eine nukleare Zweitschlagsfähigkeit für einen Ministaat, der noch kleiner als Nordkorea ist, sind deutlich überdimensioniert. Wo könnten der Nahe Osten und Europa irgendwann einmal aufwachen, wenn auch in Zukunft jede Regierung Israels noch ein Stückchen zionistischer wird als ihr Vorgänger? Leider hat die Kombination aus zionistischen Lebensraumvergrößerern, "moderaten" Endlosverhandlern und palästinensischen Miniführern, die nur Chef ihrer kleinen Zelle sein wollen, eine Lösung wie in Südafrika, also ein Staat für alle und dann werden auch keine Atomwaffen mehr gebraucht, vollkommen unrealistisch gemacht.

Die Kriegsspiele säkularer Hetzer im Nahen Osten

Die Kriegsspiele säkularer Hetzer zielen nach der Ausschaltung säkularer Regime (Irak, Syrien) darauf ab, die Konfessionen des Nahen Ostens gegeneinander auszuspielen. Aber selbst die Sunniten der arabischen Halbinsel sind kein einheitlicher Block. Um säkularen Hetzern ein wenig den Wind aus den Segel zu nehmen: So wie beispielsweise polnische, deutsche und französische Katholiken nicht gleich sind, so unterscheiden sich auch die Wahhabiten der arabischen Halbinsel. Der Zusammenhalt in der "arabischen Nato" sieht gerade noch ein wenig hübscher als in ihrem Vorbild aus, weil Qatar von Saudi Arabien offen bedroht wird, und sich auch weitere Staaten wie Kuweit und Oman neben dem großen Nachbarn nicht mehr wohl fühlen. Selbst zwischen Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es Streit um den Einfluß in der noch nicht erlegten Beute im Jemen. Seit der Liquidierung des Baath-Regimes im Irak haben die USA mit Saudi Arabien einen würdigen Ersatz Saddam Husseins gefunden, der diesmal sogar ein Partner Israels ist. Letzteres dürfte die Überlebensgarantie dafür sein, dem Herrscherhaus in Bahrain militärisch zu Hilfe kommen und seit über zwei Jahren den Jemen einzuäschern zu dürfen, ohne daß das Menschenrechts-Bla-Bla, Kinderbildchen oder eine Brutkastenstory ausgepackt werden. Im Gegenteil: Die größten Sponsoren der UN haben dafür gesorgt, daß die Saudis den Vorsitz des UN-Menschenrechtsrats übernehmen durften.

Operation Zufall auch ohne Krieg entscheidend

Durch Planung kommt man wenn überhaupt, dann nur friedlich ans Ziel. Gewalt und Krieg sind im Inneren wie im Äußeren selten so ausgegangen wie beabsichtigt. Häufig wurden ganz neue Kräfte mobilisiert. Aus der Perspektive der Vergangenheit ist selbst die friedliche Geschichte Zufall. Es gibt viel zu viele Faktoren, die entscheidend sein können, deren Einfluß aber niemand vorhersagen kann. Niemand hätte 5 Jahre vor dem Brexit sagen können, daß Großbritannien sich gegen Europa entscheidet. Und Frau May lag ebenfalls völlig falsch mit ihrer Wette, sich durch vorgezogene Neuwahlen eine komfortablere Mehrheit verschaffen zu können. Niemand weiß, wie der Brexit ausgeht, und welche Folgen er für Europa hat. Die Theorien von Funktionären und ihren "Experten" sind nicht Wissenschaft, sondern Ideologie. Mit Theorie und Wissenschaft völlig unvereinbar ist, daß an Ideologien auch dann noch festgehalten wird, und zwar erst recht, wenn das Experiment längst in die Hose gegangen ist. Sicherheitsideologen haben weder den Zusammenbruch der Sowjetunion noch die nächsten Kriege und deren Ausgang oder den Brexit richtig vorhergesagt, Wirtschaftsideologen konnten weder die wirtschaftliche Entwicklung Europas nach dem Euro noch die Schuldenkrise prognostizieren (geschweige denn lösen), und Rassenideologen können die Evolution nicht einmal mehr erklären. Die fehlende Vorhersagbarkeit komplexer Systeme übertünchen Ideologen durch die (V)Erklärung der Vergangenheit. Oft wird sie dabei von den Erfindern der Wahrheit bis zur Unkenntlichkeit verbogen oder ausgelöscht.

Ob gelb, ob grün, ob rot, ob braun, stets die Bürger in die Röhre schaun!

Stand: 01.08.17